Fünf Wege wie Recycling Unternehmen mehr Cash auf ihr Konto bekommen

Haben Sie sich jemals gefragt, wie Sie mehr Geld auf Ihr Bankkonto bekommen?

Eine Frage, die sich wohl jeder von uns regelmäßig stellt. Vor kurzem beobachtete ich ein Unternehmen, das eigentlich gute Geschäfte machte. Dennoch musste dieses Unternehmen Insolvenz beantragen, da es nicht mehr in der Lage war, seine Schulden rechtzeitig zu begleichen. Das Beispiel zeigt, dass die Notwendigkeit eines solides Cash Managements existenziell ist – selbst dann, wenn sich ein Unternehmen in einer scheinbar guten Position befindet. Ein solides Cash Management gibt uns die Möglichkeit, zu investieren. Und, wenn es je eine Zeit gab, in der sich Investitionen in unserer Branche lohnen, dann jetzt!

Tipp Nr. 1: Passen Sie Ihre Zahlungsfristen an

In den vergangenen Jahren habe ich mit Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen zusammengearbeitet. Häufig ertappe ich mich dabei, wie ich Unternehmen der Entsorgung- und Recyclingwirtschaft mit Unternehmen anderer Branchen vergleiche und feststellen muss, dass einige Unternehmen trotz ihres schlechten Cash-Flow-Managements überleben oder sogar wachsen können.

Bei einem Meeting mit dem Geschäftsinhaber eines solchen Unternehmens zeigte sich folgende Situation: Mit der Sammlung von Abfällen konnte das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von rund 12 Millionen Pfund generieren. Für die Begleichung der in Rechnung gestellten Serviceleistungen legte das Unternehmen für seine Kunden eine Zahlungsfrist von 30 Tage fest. Bis die Rechnung beglichen wurde dauerte es jedoch durchschnittlich etwa 60 Tage. Da sich auf den Konten genügend Kapital befand, sah sich das Unternehmen nicht in Zugzwang. Was mich jedoch am meisten erschütterte, war die Antwort auf die Frage, wie lange es im Durchschnitt dauerte, bis die Rechnung ausgestellt wurde? Die Antwort lautete „6 Wochen“.

Genau, 6 Wochen. 42 Tage. Insgesamt vergingen folglich über 100 Tage bis der Kunde für den Service auch tatsächlich bezahlt hatte. Ich fragte weiter, warum das Unternehmen dem Kunden die Leistung erst nach 6 Wochen in Rechnung stellte. Der Geschäftsinhaber erläuterte mir, dass die Rechnungsstellung für fast jeden Kunden individuell war, da jeder Kunde unterschiedliche Informationen auf den Rechnungsdokumenten und auf weiteren Belegen wie Entsorgungsnachweisen, Notifizierungsbegleitscheinen, Lieferscheinen usw. forderte. Einige erhalten eine Rechnung pro Abholung, andere eine Rechnung pro Monat. Daraufhin erklärte ich dem Geschäftsinhaber, welche beträchtlichen Auswirkungen es auf seinen Cash Flow hat, wenn er die Rechnungen am Tag der Auftragserfüllung oder in Ausnahmefällen am letzten Tag des Monats vorlegen könnte. Es ist eine ganz simple Rechnung:

Extra Cash = Anzahl Tage einer vorgezogenen Rechnungsstellung x (Jahresumsatz/365)

Angenommen wir ziehen die Rechnungsstellung um 5 Tage vor, so wären dies £ 164,383 mehr auf dem Konto. Der Schlüssel ist, den Tag der erbrachten Dienstleistung als Ausgangspunkt für die Zahlungsfrist festzulegen.

Tipp Nr. 2.: Überprüfen Sie Ihre Vertragsbedingungen

Angenommen, Ihr  Lieferant gewährt Ihnen eine Zahlungsfrist von 30 Tage und Sie begleichen die Rechnung pünktlich, so ist dies für Ihren Lieferanten an dieser Stelle ein sauberes Geschäft. Wenn Sie aber gleichzeitig Ihren eigenen Kunden eine Frist von 30 Tagen einräumen, Sie aber 45 Tage auf den Zahlungseingang warten müssen, dann ist dies für Sie wiederum ein riskantes Geschäft. Nicht selten kommt es auf Grund unterschiedlicher Zahlungsbedingungen für Kunden und Lieferanten zu einem negativen Cash-Flow. Zeit, neu zu verhandeln, oder?

Tipp Nr. 3: Überprüfen Sie das Gewicht

Wir haben über das Thema einer verspäteten Rechnungsstellung und die Auswirkungen auf die Zahlungsfrist gesprochen. Wir leben in einer Branche, in der das Gewicht des gesammelten Materials ein üblicher Multiplikator ist, um den Rechnungswert zu generieren. Wenn wir das Material selbst bewegen oder es über unsere eigene Waage kommt, dann gibt es in der Regel kein Problem. In der Tat werden viele, wenn nicht die meisten Unternehmen in diesem Sektor, jedoch regelmäßig Aufträge an Dritte weitergeben oder aber als Auftragnehmer für andere Unternehmen fungieren. Wie oft verzögert sich die Rechnungsstellung für Ihre Kunden in diesen Fällen, weil Sie auf die Mengenangaben des Subdienstleisters warten, der die Arbeiten in Ihrem Auftrag ausgeführt hat? Häufig liegt genau hier der Grund für eine verspätete Rechnungsstellung.

Stellen wir uns folgendes Szenario vor: Sie vereinbaren mit Ihrem Auftragnehmer eine grundsätzliche Zahlungsfrist von 60 Tagen, bieten ihm jedoch an, dass Sie die Zahlungsfrist auf 14 Tage verkürzen, wenn er Sie in Ihrem Arbeitsprozess unterstützt, indem er Ihnen die Materialmengen kurz nach Serviceerbringungen über das Webportal übermittelt. Richtig gehandhabt, kann dies sowohl für Sie als auch für Ihren Auftragnehmer lukrativ sein.

Tipp Nr. 4: Finanzen

Die meisten Unternehmen haben Zugang zu Finanzmitteln, vor allem für Vermögenswerte wie beispielsweise Fahrzeuge. Dies kann ein einfacher und kostengünstiger Weg sein, um Kapital zu bewegen. Solange dieses Kapital genutzt werden kann, um eine höhere Rendite als den berechneten Zinssatz zu erzielen, sind Sie in einer guten Position. Seien Sie jedoch vorsichtig, wenn Sie sich bereits in einer schwierigen Situation befinden und der Anbieter eine unverhältnismäßige Rendite für das wahrgenommene Risiko fordert.

Tipp Nr. 5: Reduzieren Sie im Lager gebundenes Kapital

Seit der Zeit, als Henry Ford das Modell T produzierte, haben Unternehmen die Economic Order Quantity (EOQ) verstanden. Dabei geht es darum, die Kosten für den Kauf von Materialen und für Lagerbestände im Blick zu halten und zu optimieren, indem lediglich so viel Material auf Lager gehalten wird, dass Produktions-/Verkaufsnachfrage befriedigt werden können. Natürlich lässt sich dieses Prinzip nicht auf den Recyclingbereich übertragen. Oder vielleicht doch?

Für diejenigen, die dieses Prinzip für sich ablehnen, spricht dagegen, dass sie wenig Kontrolle über die Eingangszufuhr und ihre Materialabgänge haben. Diese Argumentation ist für mich nicht ganz überzeugend. Es gibt einige kluge Unternehmen da draußen, die Supply-Chain-Prinzipien wie EOQ bei ihren täglichen Entscheidungen berücksichtigen. Sie betrachten die Umschlagshäufigkeit und das im Lager gebundene Kapital. Wenn diese Unternehmen monatelang Ballen mit schwarzen Plastiktüten lagern, wird dies den Cash-Flow vermutlich wenig beeinflussen, da es sich um einen vergleichsweise geringen Wert handelt (obwohl es den Betrieb einschränken kann, wenn dadurch Platzprobleme auf Lager entstehen). Wenn sie aber nur für wenige Tage erhebliche Mengen an Messing auf Lager halten, kann dies einen erheblichen Einfluss haben.

Also, überprüfen Sie Ihre Lagerbestände, betrachten Sie Ihr gebundenes Kapital und berücksichtigen Sie diese Informationen bei Ihren Ein- und Verkaufsentscheidungen.

Zusammenfassung

Da unsere Branche mehr und mehr Teil der traditionellen Lieferkette wird, müssen wir die Prinzipien dieser Lieferkette zunehmend berücksichtigen. Die Auswirkungen unserer Geschäftsentscheidungen auf die Liquidität müssen stets berücksichtigt werden. Das erfordert eine gewisse Ausbildung für die Menschen im Unternehmen, die diese Entscheidungen treffen.

Ein erster Schritt: Packen Sie Knackpunkte an, die für eine verzögerte Rechnungstellung ursächlich sind und erhebliche Auswirkungen auf Ihre Liquidität haben. Behalten Sie außerdem Ihre Lagerwerte im Blick – wie lange liegen Materialien dort und wie schnell können Sie das dort gebundene Kapital freimachen? Ein kapitalbewusstes Unternehmen mit effizienten Supply-Chain-Systemen ist so auf besten Weg seine Aktivitäten in ein florierendes Geschäft zu verwandeln.