Über starke Partnerschaften und digitale Kundeninteraktionen

„Digitale Transformation“ ist ein derzeit häufig zu lesender Begriff. Dank Medien und Werbemaßnahmen zahlreicher IT-Unternehmen, die dieses Thema propagieren, gibt es mittlerweile kaum eine Branche, die nicht versucht, diesen Begriff für sich zu nutzen.

Je nach Zielsetzung einer Publikation wird die „Digitale Transformation“ zwecks Ankurbelung des Verkaufs von IT-Systemen wahlweise als Drohszenario propagiert oder als Chance, die es keinesfalls zu verpassen gilt. Besonders für Unternehmen aus relativ konservativen Branchen, wie der Entsorgungsbranche, ist es eine große Herausforderung, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und die richtigen Entscheidungen daraus abzuleiten.

Doch warum ist es eigentlich so schwierig, den Begriff in eine klare Handlungsempfehlung umzusetzen? Die Antwort scheint auf den ersten Blick einfach, fällt aber zugleich wenig befriedigend aus: Es gibt keine einfache Lösung. Die zielführende Antwort basiert auf einer Vision der technologischen Zukunft – es geht darum, die aktuellen technologischen Möglichkeiten aus anderen Branchen weiterzudenken und sie passgenau auf die jeweilige Branche und das jeweilige Marksegment zu abstrahieren. Klingt kompliziert? Eben darin liegt das Problem.

Um sich einer Antwort für die eigene Branche bzw. das eigene Unternehmen anzunähern, braucht es eine interdisziplinäre Kombination aus Technologie- und Branchenkompetenz, sowie der Fähigkeit, auf dieser Grundlage eine Vision bzw. ein Geschäftsmodell zu entwickeln. Zugegebenermaßen eine große Herausforderung, zumal es nur wenigen gelingen dürfte, ein „disruptives Geschäftsmodell“ wie das des häufig zitierten Unternehmens UBER für sich zu entwickeln. In vielen Fällen reicht jedoch bereits die Integration neuer technologischer Möglichkeiten in bestehende Geschäftsmodelle, um innovative Lösungen entstehen zu lassen, die einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil ausmachen können. Die Abwicklung einer Containerbestellung einschließlich Zahlung per Smartphone-App ohne direkten Kundenkontakt oder das Schaffen von Branchenplattformen, z.B. für den Handel mit Metallen, sind hier nur zwei Beispiele.

Die digitale Transformation ist daher in erster Linie die Transformation des eigenen Geschäftsmodells oder zumindest die Digitalisierung der Interaktion mit Kunden und Geschäftspartnern. Erst wenn durch den Einsatz digitaler Systeme etwas Neues entsteht, kann von einer „digitalen Transformation“ die Rede sein. Durch die scheinbar unendlichen Möglichkeiten moderner Technologien und die zusätzlich notwendige Kenntnis der Branche sowie der Bedürfnisse und Wünsche der eigenen Kunden wird es notwendig, symbiotische Verbindungen mit Technologieunternehmen einzugehen oder kompetente Partner zur Erarbeitung und Umsetzung einer Digitalisierungsstrategie zu finden. Dabei sind Branchenkompetenz und technologische Marktführerschaft entscheidende Auswahlkriterien. Der IT-Schrauber um die Ecke ist in diesem Fall sicher nicht die erste Wahl.

Auch wenn bei der digitalen Transformation interne IT-Systeme nicht unbedingt im Vordergrund stehen, versteht es sich von selbst, dass ein technologisch modernstes IT-System bzw. eine moderne Branchensoftware im eigenen Unternehmen notwendige Voraussetzungen für den Schritt in die Zukunft sind. Schließlich würde man auch nicht versuchen, einem 15 Jahre alten Auto das autonome Fahren beizubringen.